20 November 2008

Welt mit Zukunft


Franz Josef Radermacher schildert in seinem Buch „Welt mit Zukunft“ in anschaulicher und deutlicher Weise den Zustand der Welt.
Eine marktradikale Wirtschaft durchzieht die globalisierte Welt und hinterlässt ökologische und soziale Missstände in ungeahntem Ausmaß. Dies betrifft nicht nur die Entwicklungsländer sondern schlägt mehr und mehr auch auf die industrialisierten Ländern wie die USA oder in Europa durch. Es ist eine Welt voller Wachstum aber mit einer immer größeren Ballung des Reichtums bei einigen Wenigen. Wenn dieses Wachstum in diesem Maße so anhält (Bevölkerungswachstum, das industrielle Aufholen von Ländern wie China und Indien, Ressourcenverbrauch etc.) steht uns ein Kollaps bevor.
Radermacher führt die Entwicklungen darauf zurück, dass die Prinzipien des ökologischen und sozialen Ausgleiches, die wir zum Beispiel in Europa auf nationaler Ebene kultiviert haben, global nicht vorhanden sind. Wir brauchen im Globalen neue Spielregeln des Ausgleichs. In diesem Rahmen kann der Wettbewerb als Suchmechanismus der besten und effizientesten Lösung agieren. Er weist in seinem Buch darauf hin, dass die Marktwirtschaft zwar nach Effizienz strebt, aber die Effektivität, d.h. die Verfolgung von wünschenswerten Zielen muss durch die Politik global vorgegeben werden.
Radermacher entwirft 3 Entwicklungsszenarien für die Welt:
  1. Kollaps („weiter so“, ökologische Zerstörung, Verbrauch natürlicher Ressourcen)
  2. Ressourcendiktatur / Brasilianisierung (Verschärfung sozialer Probleme global, sowie innerhalb der einzelnen Nationen, der Zugang zu wichtigen Ressourcen steht nur den Wohlhabenden offen, soziale Schere geht auseinander)
  3. Ökosoziale Marktwirtschaft (ökologische und soziale global geltende Standards in denen die Marktwirtschaft agiert, Prinzip der Zurückhaltung, Szenario mit größtem Wirtschaftswachstum in Investitionen in neue Branchen und Innovation gefördert wird, Kofinanzierung gegen Einhaltung von Standards)

Als erste Schritte zur Umsetzung der ökosozialen Marktwirtschaft empfiehlt er die Verfolgung eines „Globalen Marshallplans“, der im Wesentlichen aus folgenden Punkten besteht:

  1. keine neuen strategischen Ziele sondern Orientierung an den Milleniumszielen der UNO
  2. 100 Mrd. Dollar pro Jahr zur Umsetzung dieser Ziele
  3. faire Herkunft der Mittel (u.a. Abgabe auf globale Transaktionen, Abgabe auf globalen Handel: Prinzip Fair-Trade, Kerosinsteuer, Besteuerung top-gerankter börsennotierten Unternehmen etc.)
  4. Neu-Design globaler Instanzen und Regelwerke (Abstimmung von Zielen und Maßnahmen)
  5. Förderung selbstbestimmter Verwendung der Mittel in den Entwicklungsländern (Kofinanzierung gegen Standards, Mikrokredite etc.)

Es gibt, so Radermacher, starke Kräfte die einen Wandel zur ökosozialen Marktwirtschaft verhindern wollen, die mehr davon haben, wenn alles so weiterläuft, da sie kurzfristig damit mehr verdienen. Sie tun alles dafür, das Bild in der Öffentlichkeit zu beeinflussen und gegenüber freiem Handel, Privatisierung und der Sicherung des Zugangs zu Ressourcen – selbst durch Militäreinsatz, positiv darzustellen. Gleichzeitig wird versucht, den Einfluss der Politik, die Steuerung durch Regeln oder den Ausbau der Entwicklungshilfe in ein negatives Licht zu rücken.

Ein Blick in Radermachers Buch „Welt mit Zukunft“ lohnt in jedem Fall. Auch wenn einige Fragen offen bleiben, ist es eine fundiert recherchierte und kurzweilig bis packende Darstellung des Weltzustandes mit Zeichen für Auswege und Möglichkeiten des Umsteuerns.
Sehr empfehlenswert in diesem Zusammenhang ist auch ein Blick auf die Aktivitäten der Global-Marshall-Plan Bewegung. (Global Marshall Plan Initiative)