22 September 2009

Etappe 5: Aosta-Tal

20. September
Von Soave, über Verona, Mailand und Torino ins Aosta-Tal gefahren und dazu Kleists „Die Marquise von O.“ und Storms „Immensee“ gehört. Imponierende und sehr schöne Beschreibung von Natur und Gefühlszuständen. Ankunft im Aosta-Tal (Torgnon) zum frühen Nachmittag. Torgnon ist ein kleiner Ort, deren Bestandteile über die Hügel verteilt sind und auf gut 1800 Metern liegen. Wir sind hier ganz in der Nähe der Grenze zu Frankreich und der Schweiz. In der Höhe ist es gleich ganze 10 Grad kälter als in Soave, dafür hat man hier aber auch eine unglaublich reine und erfrischende Luft. Die Ortsteile sind nur über unwegsame Serpentinenpfade zu erreichen. Die Laubwälder beginnen bereits, sich einzufärben und die ganze Szenerie wird von hohen schneebedeckten Bergen umgeben. Der Mont Blanc und das Matterhorn sind nicht weit.
Der ganze Ort liegt noch im Sommerschlaf und man kann nur erahnen, was hier in gut 2 Monaten los sein wird, wenn die Wintersaison beginnt und alles von Schnee und Touristen eingeschneit sein wird. Obwohl der Ort nur gute 4 Stunden Fahrtzeit von Verona entfernt liegt, fällt der andere Menschenschlag auf. Richtige Berg- und keine Flachländer aus der Po-Ebene.
Habe den Duft des Waldes und von frisch geschnittenem Holz genossen und bin den Wolken gefolgt, wie sie sich über die Gipfel quälen. Diese kraftvolle Ruhe beginnt sich auf mein Gemüt zu übertragen. Gut zu wissen, dass ich noch zwei Tage hier sein werde.
Zeit zum Durchatmen.


21.September
Heute Morgen waren es nur 10 Grad und die Sonne versteckte sich den ganzen Tag hinter Wolken. Trotzdem so oft wie möglich draußen gewesen und Luft und Aussichten genossen. „Schilf“ zu Ende gelesen. Juli Zehs spröder Witz und ihre klugen Gedanken fallen auf, belasten aber auch die Charaktere für mich zu sehr. Bleibt trotzdem ein sehr lesenswertes Buch – besonders weil Vieles über die Theorien der Quantenphysik enthalten ist.

22.September
Heute ein wunderbarer Sommertag, weite Blicke und das Matterhorn im Auge. Mit Pascal Merciers „Lea“ begonnen. Ein interessantes Buch, das sich ganz der Beziehung eines Vaters zu seiner Tochter widmet. Ergreifende Geschichte über das Unvermögen zu uneingeschränkter Liebe bzw. einer falsch verstandenen Liebe, über das Unvermögen zu sozialem Miteinander, über das Unvermögen gemeinsame Konflikten zu lösen, über das Unvermögen gegenseitig Grenzen aufzuzeigen und nach Auswegen zu suchen. Stattdessen werden Scheinwelten erzeugt, die Seelen vergiften bis sie Ansprüchen nicht gerecht werden können und diese Scheinwelten und Trugbilder nicht mehr aufrecht erhalten werden können.
Abends den Sternenhimmel genossen. Erstaunlich, wie tief die Sterne hier noch kurz über dem Horizont zu erkennen sind.