24 Januar 2009

Ethik versus Religion ?

Bisher habe ich mich mit dem in Berlin tobenden Streit zwischen Befürwortern des Ethik-Unterrichtes und den Pro-Reli Vertretern noch nicht wirklich beschäftigt.
Obwohl ich mich vor einiger Zeit fast schon einmal von Pro-Reli Vertretern zu einer Unterschrift überreden ließ. Begriffe wie Religions- und Wahlfreiheit klingen erstmal gut und richtig.

Juli Frank bezieht Stellung und hält ein recht überzeugendes Plädoyer für den Ethik-Unterricht. Ich finde Vieles sehr einleuchtend und nachvollziehbar. Vor allem wohl auch, da ich der Meinung bin, dass es staatliche Aufgabe ist, Räume des Austausches widersprechender Ansichten, Meinungen und Glaubensrichtungen zu schaffen. Die Förderung von Toleranz, das Aufräumen mit Vorurteilen oder die Erkenntnis und Annahme gemeinsamer rechtstaatlicher Werte und Menschenrechte, zu der sich der Ethik-Unterricht wohl besser eignet, scheint mir wichtiger als der trennende Unterricht der einzelnen Religionsgemeinschaften.

Gleichzeitig habe ich tiefen Respekt vor jeder einzelnen Religion und bin der Überzeugung, dass unsere Welt Antworten auf tiefere Fragen nach unserer Herkunft, nach Gott und unseren Werten braucht. Dazu können die einzelnen Religionen Angebote machen und spielen eine wichtige Rolle. Nicht im Sinne eines bloßen Nachbetens sondern in der intensiven Auseinandersetzungen und persönlichen Vertiefung.
Ich würde mir wünschen, dass die Vertreter der Pro Reli-Seite erkennen würden, dass dies am ehesten in der lebendigen Diskussion mit Nicht-Gläubigen oder Anhängern anderer Religionsgruppen möglich ist und mehr Kraft entwickeln kann. Dies nicht in der Abgrenzung sondern in der Erkenntnis, dass alle Religionen ähnliche Prinzipien einen, zum Beispiel alle uns einen tieferen Sinn geben wollen und uns in der Welt verankern.

In einer Welt - vor allem aber in Berlin, in der sich unterschiedliche Wertvorstellungen, Kulturen, Religion überlagen und manchmal nur durch dünne Hauswände getrennt sind, scheint mir wichtig, dass auch der Staat Räume des Austausches schafft, um Einsichten, Gemeinsamkeiten und Toleranz gegenüber dem Anderen zu fördern. Dies ist in separaten Klassenzimmern für jede einzelne Religionsgruppe, so wie es die Pro-Reli-Vertreter fordern, nicht so gut möglich wie in einem gemeinsamen Unterricht.

Der unvoreingenommene Überblick über die Weltreligionen, die Bedeutung von Religion für unsere Geschichte, Kultur kann gut im Rahmen des Ethik-Unterrichtes stattfinden. Gemeinsam und für alle, ganz im Sinne unserer europäischen Wurzeln der Aufklärung.
Dann würde sich der Staat auf die Förderung gegenseitigen Verständnisses konzentrieren, und die Religionsausübung den Kirchen selbst überlassen.
Eine vermittelnde Lösung, die allen Seiten Rechnung tragen und dazu einem größeren gesamtgesellschaftlichen dienen würde.

Ein sensibles Thema, das in den Diskussion häufig durch überschäumende Steitereien und Intoleranz geprägt ist.
Zwei sehr erhellende Beiträge, die klare Position beziehen, finden sich in der Zeit (Pro Reli / Pro Ethik).