11 Juni 2006

nordische naechte und tiefe fjorde

Es war wohl gut zur Mitternachtsstunde als wir am 31.05.06 in Berlin aufbrachen, um unsere Fahrt nach Norwegen anzutreten. Zu Viert und mit einem Auto voll Verpflegung für mehr als eine Woche und unseren Angelausrüstungen erreichten wir pünktlich die Fähre in Hirthals in der Nähe des Skagerrak.

Mit der Überfahrt nach Norwegen schlug das Wetter in strahlenden Sonnenschein um und es reichte für ein erstes Schläfchen an Deck der Princess Ranghild. Zeit an Bord war genug und so konnte ich das erste Mal auf unserer Reise auch mit Captain Aubrey und Dr. Marturin in See stechen. Nach und nach zeigten sich uns die für Norwegen typische zerklüftete und schroffe Küstenlandschaft und schon zum Zwischenstopp in Stavanger kamen wir in den Genuss des Glanzes nordischer Sommernächte, die die Tage niemals enden lassen wollen.

Es war zum frühen Morgen des Freitags als wir endlich Bergen erreichten, das wie zu erwarten in eine dichte Regenfront gehüllt war. Es war dennoch einladend genug für eine kleine Stadtbesichtigung und Falk wies sich als erfahrener Bergen-Kenner aus. Sehenswert sind in jedem Fall der Fischmarkt, der Hafen, das Bryggen-Hafenviertel, die Floy-Bahn, das Theater und das Kunstmuseum. Für mehr blieb leider keine Zeit.

Unsere letzte Etappe führte uns von Bergen in den Norden nach Nordhordland in das ca. eine Autostunde entfernte Manger. Unsere Hütte lag in einer kleinen Bucht, die sicher schon in grauen Vorzeiten Heimstatt der alten Wikinger und ein beschaulicher Lebensort war. Eingesäumt von Hügeln beschirmten uns kleinen Inseln und mussten bei jeder Fjordfahrt vorsichtig umschifft werden. Im Hintergrund zeichneten sich weithin sichtbar schneebedeckte hohe Gipfel ab.

Mit Ausnahme des ersten Tages war das Wetter sonnig und meist böig. Neben der fast täglichen Ausfahrt zu den Gründen der Seelachse, Dorsche, Pollacks, Rotbarsche, Lumpe und Leng und wie sie alle heißen, blieb auch Zeit für eine schärfere Wachheit für das eigene Innerste, für die Seeabenteuer mit Captain Aubrey und Dr. Marturin, für die Geschichte christlicher Ordensgemeinschaften und der Bedeutung von Klöstern für die Entwicklung von Persönlichkeit und Gesellschaft sowie für die Idee der Fortschreibung des Lebens verstorbener Menschen, um ihr Leben durch das Erzählen zu bewahren.

Eine Wanderung führte mich von Manger nach Toska durch schöne Welten der ländlichen Bau- und Lebensart Norwegens bis in das Idyll einer unüberschaubaren Biotoplandschaft, die Ausdruck natürlicher Lebenswelten vor Norwegens Besiedelung war. Weiter über den Strand von Manger hinein in die mittelgebirgsähnlichen Landschaften um Helland. Urwaldähnliche, schwer durchdringbare wilde Wälder säumten eine weitreichende Seenlandschaft. Ich wanderte auf den Pfaden, die scheinbar erst noch geschlagen werden mussten – so dicht standen Baumwerk und Unterholz.

Die Zeit im kleinen Manger war sehr wertvoll, da sie neben dem Erlernen des Fischfiletierens und Motorbootfahrens auch Zeit für die Suche nach der inneren Ruhe und Wachheit bot. Mit einigen neuen und wichtigen Gedanken im Gepäck kehrten wir dann am 10.06.06 auf gleichem Wege wieder nach Berlin zurück – gerade noch rechtzeitig, um mit dem Fußballspiel Deutschland gegen Costa Rica auf der Fähre die Zeit der Fußball-WM einzuläuten.