18 März 2012

Die Entbehrlichen

Ninni Holmqvists "Die Entbehrlichen" zeichnet eine nicht weit in der Zukunft liegende Gesellschaft, in der die Menschenwürde auch in den entwickelten Ländern Europas abhanden gekommen ist. Menschen werden in unentbehrlich und entbehrlich eingeteilt. Die, die für die Gesellschaft keine produktive Relevanz haben, verlieren von heute auf morgen ihr Recht, ein freies und selbstbestimmtes Leben zu führen und dienen nur noch als Versuchspersonen und für Organspenden.

Erstaunt hat mich vor allem das Klima, das Ninni Holmqvist in ihrem Roman schafft, das Zusammenspiel menschverachtender Gedanken und gleichzeitig sozialer Wärme. Ein sehr außergewöhnlicher Roman, der einen verstört zurücklässt. Er macht deutlich, wie schnell sich vor allem auch in entwickelten Gesellschaften, die unter hohem Veränderungsdruck stehen, ein menschverachtendes Klima entwickeln kann.

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30 September 2009

Tour Norditalien / Südfrankreich 2009

28 September 2009

Etappe 10: Auvergne

27. September
Über Montpellier ging es nun wieder Richtung Norden (dazu Kellers "Kleider machen Leute" und Kleists "Das Erdbeben in Chili" gehört) durch die Aveyron und auf Höhe St. Flour dann in die Auvergne eingebogen. Saftige grüne Hügel, rauschende Laubwälder und vor allem die Vulkanseen im Parc des Volcans d´Auvergne sind sehr beeindruckend. Als Orte sind besonders zu empfehlen: Condat-en-Feniers, Clamonze und Champeix. Abends dann in Vichy angekommen und über die Besonderheiten Berlins geplaudert.

28. September
Ausflug in die südliche Auvergne und dazu die Chants d´Auvergne von Canteloube gehört. Kleinere Orte südlich Clermont-Ferrand besucht. Sehr zu empfehlen: St.-Nectaire, Murol und Besse.
Am Vulkansee Lac Pavin noch einmal halt gemacht und auf auvergnisch gespeist. Danach den See umwandert und weiter nach Super-Besse gefahren. Von dort hat man eine tolle Aussicht. Zwischen Super-Besse und Picherande ein Schläfchen unter Bäumen gehalten und danach in den östlich gelegenen Parc Naturel Regional Du Livradois-Forez gefahren. Unglaublich waldreiche Gegend hier. Besonders schöne Orte sind Vernet-la-Varenne, St.-Germain-l´Herm und Fournols. Kleiner Waldspaziergang zum Abschluss und das wunderbare Lichtspiel der Abendsonne mit den Nebeln über den Hügeln der Auvergne genossen.
Morgen geht es dann wieder zurück.

26 September 2009

Etappe 9: Avignon

Eine Stadt, der man an jeder Ecke die mittelalterliche Tradition ansieht. Viele kleine Gassen und Plätze, ähnliche wie Aix-en-Provence. Avignon hat darüber hinaus eher den Charme eine Residenzstadt. Vor allem im Palais des Papes, Place de l´horloge und entlang der Rue de la République ist das zu spüren. Eindrucksvoll sind die gut erhaltene Festungsmauer, natürlich der Papstpalast und die nur noch halb erhalten Pont d´avignon, zu der es ja auch das bekannte Lied gibt. Sehr sehenswert sind die Place Pie, Place St.-Pierre und Plase des Chataignes. Neben den Plätzen laden kleine Parks, z.B. an der Rue Henri-Fabre im Süden oder die Ufer der Rhone ein.
Eintritt zum Papstpalast ist nicht ganz günstig, lohnt sich aber in jedem Fall. Viele der historischen Räume wurden wieder hergerichtet und sind begehbar. Hintergründe und Zusammenhänge der französischen Gegenpäpste aus dem 14. und 15.Jhd werden sehr gut vermittelt.
Ein kleiner Einkaufstipp: in der Passage de l´Oratoire gibt es das Geschäft „Pylones“ für schöne Dinge.


25 September 2009

Etappe 8: Camargue, St. Maries de la Mer und St. Remy de Provence

Angeregt von Pascal Merciers Erzählung einen Abstecher nach St. Maries de la Mer und in die Camargue gemacht. Südwestlich von Aix liegt das Rhone-Delta und die Camargue. Eine wirklich sehr schöne Landschaft, flach und durch das nahe Meer geprägt. Architektur, Trachten und Musik erinnern an spanische Einflüsse. Hauptbeschäftigung der Einwohner ist neben Tourismus, Pferde- und Rinderzucht, Salzgewinnung und Fischerei. Im Osten und Westen der Camargue findet sich hauptsächlich Marschlandschaft, sumpfige Wiesen und Schilfebenen, im Süden Lagunen und Dünen. Ein Großteil der Camargue wurde durch Kultivierung dem Meer abgetrotzt.
Im Süden liegt St. Maries de la Mer. Am Strand gepicknickt und in der Sonne fast eingeschlafen. Auf dem Weg zurück nach Arles kommt man an dem Museum der Camargue vorbei. Ein Besuch der sehr eindrucksvollen Darstellung des historischen Lebens in der Gegend lohnt sich. Vor allem die persönlichen Fotos sind sehr gut.
Danach über St. Remy de Provence nach Avignon gefahren. Von Arles nach St. Remy gibt es eine sehr schöne Alleestraße, die mich an Brandenburg erinnert hat. Durch St. Remy leider nur durchgefahren. Stadt macht aber einen sehr angenehmen und entspannten Eindruck. Scheint eine Reise wert zu sein.
Nach Avignon hinein war es etwas schwierig, viele Sperrungen. Für einen abendlichen Spaziergang durch die Stadt hat es aber noch gereicht. Habe mich sehr wohl gefühlt und auf dem Place de l´horloge den Wein genossen.
Abends noch mit Peter Hoegs „Das stille Mädchen“ begonnen.

24 September 2009

Etappe 7: Aix-en-Provence

Vom Place de la Rotonde die bereits im 17. Jahrhundert angelegte Prachtmeile Cours Mirabeau entlang und durch die Gassen geschlendert. Sehr schöne Brunnen über die ganze Stadt verteilt.
Place de Verdun, Place des Chapeliers und Place Richelme laden zum Verweilen ein, wenn nicht gerade Markt ist. Sehr sehenswert ist die Kathedrale Saint-Sauver. Vor allem das Baptisterium ist sehr eindrucksvoll. Schöne Lichtspiele sind zu beobachten, auch der Klostergang ist einen Besuch wert.
An die römische Vergangenheit der Stadt erinnert nicht mehr viel – außer man schaut bei den Thermes Sextius vorbei. Gleich nebenan liegt der Pavillon de Vendome mit einem wunderschönen Park.
Im Süden der Cours Mirabeau liegt das früher vom Adel bewohnte Viertel. Besonders in der Rue Mazarine sind einige palastartige Häuser zu bewundern. Der architektonische Bruch zum Nordteil der Stadt fällt auf. Danach noch im Musee Granet vorbeigeschaut, in der es eine sehr umfangreiche Picasso und Cezanne Ausstellung gab. Alles aber sehr überlaufen und wenig Gelegenheit zur ruhigen Betrachtung.
Am Abend noch Pascal Merciers „Lea“ zu Ende gelesen. Eine tragische, aber sehr gut erzählte Geschichte, die sich Zeit für wenige Personen nimmt.


23 September 2009

Etappe 6: in die Provence

Früh in Torgnon gestartet, heraus aus dem Aosta-Tal, das in einer sonderbaren Morgensonne erstrahlte. An Torino vorbei und bei Briancon hinein nach Frankreich.
Den Alpenausläufern Richtung Süden gefolgt, erreicht man nach Embrun den wunderschönen Lac de Serre-Poncon. Die letzten Alpenerhebungen verabschieden sich und werden von den Hügeln der Provence abgelöst. Von Lavendelblüte ist leider nichts mehr zu sehen.
Digne-les-Bains nur durchfahren, scheint aber ein schöner Ort zu sein. Weiter über Bras-d´Asse und Riez. Zwischenstopp im kleinen Quinson und in Esparron-de-Verdon auf einen Cappuccino eingekehrt. Danach weiter nach Aix-en-Provence und im schönen Hotel „La Bastide de Roy René“ glücklich angekommen.
Auf der Fahrt Dostojewskis „Der Großinquisitor“ gehört. Abstoßende, aber interessante neue Perspektive, wie aus scheinbarer Verbundenheit zum Menschen gegen die individuelle Freiheit argumentiert werden kann.


22 September 2009

Etappe 5: Aosta-Tal

20. September
Von Soave, über Verona, Mailand und Torino ins Aosta-Tal gefahren und dazu Kleists „Die Marquise von O.“ und Storms „Immensee“ gehört. Imponierende und sehr schöne Beschreibung von Natur und Gefühlszuständen. Ankunft im Aosta-Tal (Torgnon) zum frühen Nachmittag. Torgnon ist ein kleiner Ort, deren Bestandteile über die Hügel verteilt sind und auf gut 1800 Metern liegen. Wir sind hier ganz in der Nähe der Grenze zu Frankreich und der Schweiz. In der Höhe ist es gleich ganze 10 Grad kälter als in Soave, dafür hat man hier aber auch eine unglaublich reine und erfrischende Luft. Die Ortsteile sind nur über unwegsame Serpentinenpfade zu erreichen. Die Laubwälder beginnen bereits, sich einzufärben und die ganze Szenerie wird von hohen schneebedeckten Bergen umgeben. Der Mont Blanc und das Matterhorn sind nicht weit.
Der ganze Ort liegt noch im Sommerschlaf und man kann nur erahnen, was hier in gut 2 Monaten los sein wird, wenn die Wintersaison beginnt und alles von Schnee und Touristen eingeschneit sein wird. Obwohl der Ort nur gute 4 Stunden Fahrtzeit von Verona entfernt liegt, fällt der andere Menschenschlag auf. Richtige Berg- und keine Flachländer aus der Po-Ebene.
Habe den Duft des Waldes und von frisch geschnittenem Holz genossen und bin den Wolken gefolgt, wie sie sich über die Gipfel quälen. Diese kraftvolle Ruhe beginnt sich auf mein Gemüt zu übertragen. Gut zu wissen, dass ich noch zwei Tage hier sein werde.
Zeit zum Durchatmen.


21.September
Heute Morgen waren es nur 10 Grad und die Sonne versteckte sich den ganzen Tag hinter Wolken. Trotzdem so oft wie möglich draußen gewesen und Luft und Aussichten genossen. „Schilf“ zu Ende gelesen. Juli Zehs spröder Witz und ihre klugen Gedanken fallen auf, belasten aber auch die Charaktere für mich zu sehr. Bleibt trotzdem ein sehr lesenswertes Buch – besonders weil Vieles über die Theorien der Quantenphysik enthalten ist.

22.September
Heute ein wunderbarer Sommertag, weite Blicke und das Matterhorn im Auge. Mit Pascal Merciers „Lea“ begonnen. Ein interessantes Buch, das sich ganz der Beziehung eines Vaters zu seiner Tochter widmet. Ergreifende Geschichte über das Unvermögen zu uneingeschränkter Liebe bzw. einer falsch verstandenen Liebe, über das Unvermögen zu sozialem Miteinander, über das Unvermögen gemeinsame Konflikten zu lösen, über das Unvermögen gegenseitig Grenzen aufzuzeigen und nach Auswegen zu suchen. Stattdessen werden Scheinwelten erzeugt, die Seelen vergiften bis sie Ansprüchen nicht gerecht werden können und diese Scheinwelten und Trugbilder nicht mehr aufrecht erhalten werden können.
Abends den Sternenhimmel genossen. Erstaunlich, wie tief die Sterne hier noch kurz über dem Horizont zu erkennen sind.

19 September 2009

Etappe 4: Verona

Entspannt aufgewacht und mit ein paar Seiten in den Tag gestartet. Ab nach Verona und die Stadtbesichtigung mit der Piazza Bra´ und der antiken Arena begonnen. Die Via Mazzini entlang zum Piazza del Erbe und damit einige Jahrhunderte in die Zukunft. Ein schöner mittelalterlicher Platz mit dem Arche Scaligere und dem Torre die Lamberti, der alles überragt.
Weiter Richtung Norden kommt man zur Chiesa di Santa Anastasia. Besonders bemerkenswert ist die unfertige Fassade an der Frontseite. Über die wunderschöne Brücke Ponte Pietra geht es über die rauschende Etsch und hinauf zum Castelo san Pietro. Von hier aus hat man eine schöne Aussicht über die ganze Stadt, wie sie sich in die Biegungen der Etsch hineinlegt.
Unterhalb des Castelos liegen die Überreste des Teatro Romano. Darin findet man das Archäologische Museum mit interessanten Stücken aus Mittelalter und Antike. Umgeben von diesen Zeitzeugen einigen Gedanken nachgesonnen. Unter Bäumen an der Etsch etwas gespeist und danach durch die Gassen getrieben. Am nachgebauten Balkon Julias vorbei und über das Porta Borsari zurück zum Piazza Bra´. Im Café Emanuel Cappuccino getrunken und das Treiben beobachtet. Dazu in „Schilf“ gelesen und etwas über Realität, Materialismus, Subjektivität und das Sehen der Welt in komplexen Prozessen statt in Dingen nachgedacht.
Danach noch die Arena mit gut erhaltenen Gängen und das Castelvecchio mit der Ponte Scaligero im Westen der Innenstadt besucht. Im Castelvecchio befindet sich ein Museum mit Werken Veroneser Malerei und Skulpturen aus dem Mittelalter, unter anderem Einiges von Tiepolo.
Am Abend in Soave noch das jährlich stattfindende Weinerntefest mit Einheimischen genossen.


18 September 2009

Etappe 3: über Arco, den Gardasee, Monte Baldo nach Soave

Früh in Bolzano aufgebrochen und Oscar Wildes „Das Gespenst von Canterville“ gehört. Am Vormittag in Arco angekommen. Arco ist ein netter kleiner Ort nördlich des Gardasees, der an die k.u.k. Zeit erinnert, zu der der Ort ein beliebter Urlaubsort war. Il Castello d´Acro bestiegen, das über der Stadt trohnt. Von dort aus hat man einen guten Blick über die Stadt, das Sarca-Tal bis zum Gardasee. Albrecht Dürer hatte die Burg gezeichnet. Am Marktplatz gibt es wirklich leckeres Eis.
An Riva del Garda, der Hauptstadt des nördlichen Gardasees vorbei und auf der Westseite bis nach Limone. Kleiner Ort, der sich in die Spalten der Berge zwängt, um nicht in den See zu fallen. Die kleinen Gassen sind gemütlich und erinnern an die Zeit, in der der Ort nur per Fähre erreicht werden konnte. Seit den Zwanziger Jahren ist das vorbei und an der Seepromenade trifft man viele Touristen. Im Ortskern ist vom ursprünglichen Leben noch ein wenig zu erahnen. Am See etwas ausgeruht und ein paar Seiten gelesen. Auch hier wird noch viel Deutsch gesprochen. Die Zitronen-Souvenirs muss man einfach übersehen.
Danach den See umrundet und auf der Ostseite bis Malcesine. Von dort aus führt eine Seilbahn auf den Monte Baldo (ca. 2000 Meter), auf das Dach des Gardasees. Die Fahrt ist nicht ganz preiswert, hat sich aber gelohnt – obwohl der Gipfel wolkenverhangen war.
Danach Fahrt nach Soave, in der Nähe von Verona und Novellen von Edgar Allen Poe gehört - geheimnisumwobene Geschichten von verräterischen Herzen, ovalen Gemälden und verschlingenden Wasserströmen.
Am Marktplatz noch gut zu Abend gegessen. Zum Einschlafen noch etwas in Juli Zehs „Schilf“ gelesen.


17 September 2009

Etappe 2: Alpenquerung, durchs Vinschgau-Tal und nach Bolzano

Die Zugspitze westlich umfahren und über den Fernpaß nach Österreich, an der Festung Nauders vorbei und über den Reschenpaß. Kurz an Hannibals Alpenquerung und Goethes Italienreisen gedacht – weiß auch nicht warum. Tief hängen die Wolken über den Alpengipfeln. Das ganze Gegenteil bei der Abfahrt zum schönen Reschen-See mit der versunkenen Kirche von Graun. Das Vinschgau-Tal entlang und um die Gipfel herum. Überall nur Obst zu sehen. Im Hintergrund die italienischen Alpengipfel. Auf der Höhe von Latsch ins Martelltal (Val Martello) abgebogen und auf ca. 20 Spitzkehren zum wunderschönen Stausee auf 1850 Meter Höhe hinauf.
Abendliche Ankunft in Bolzano. Einen kurzen Eindruck vom Dom, Walther-Denkmal (zu Ehren Walther von der Vogelweide), dem Franziskanerkloster, dem Haus des deutschen Ordens und den Talferwiesen gemacht. Zu mehr als einem ersten Eindruck von der Stadt hat es nicht gereicht. Sehenswert ist die schöne Altstadt mit Einkaufsgassen und Märkten. Alles vor dem Hintergrund der Alpengipfel. Hier wird noch viel Deutsch gesprochen. Bolzano gilt als die Hauptstadt des Südtirols.


16 September 2009

Etappe 1: bis zum Fuß der Alpen

Auf der Fahrt von Berlin in den Süden Gogols „Der Mantel“ und Mörikes „Mozart auf der Reise nach Prag“ gehört.
Ankunft in Oberammergau und noch einen Ausflug ins Umland (Seilbahn zum Brunnenkopfhäuser) gemacht.

23 August 2009

Vermächtnis

Kein Wesen kann zu Nichts zerfallen!

Das Ew'ge regt sich fort in allen,

Am Sein erhalte dich beglückt!

Das Sein ist ewig: denn Gesetze

Bewahren die lebend'gen Schätze,

Aus welchen sich das All geschmückt.

...

J.W. Goethe

22 August 2009

Riceboy Sleeps

Langsamkeit

Weite

Stille

Einfachheit

Moment

Schönheit





Jónsi & Alex

16 August 2009

Entschleunigung der Kommunikation

Unser Handeln im Alltäglichen ist häufig von eingeübten Abläufen geprägt, die wir fast blind ausüben. Das betrifft oft auch den Umgang mit Menschen, den Austausch von Gedanken, Meinungen und Ansichten. Auch dies geschieht oft reflexartig - ob verteidigend oder angreifend. Ich erschrecke mich dann über mich genauso wie über andere.
Dann wird aber deutlich, wie wichtig für uns diese Momente sind, in denen sich Menschen - gern auch scheu und widerstrebend - einander öffnen, etwas von ihrem Selbst preisgeben. Es ist anrührend, wenn Neigungen, Leidenschaften und Überzeugungen gepaart mit Zweifeln und Unsicherheiten deutlich werden. Es scheint mir die reifere Kommunikation, die sich selbst - wenn auch in Schichten preisgibt und nicht hinter einer Fassade aus eingeübten Formulierungen und Gedanken versteckt. Eine Kommunikation, die den Gedanken und Ansichten das Gegenüber einen höheren Stellenwert gibt, in der der Andere mehr ist als nur das Gefäß der eigenen Meinung.

13 August 2009

Für einen handlungsfähigen Staat: Freiheitsrechte und Chancengleichheit

Einer der höchsten Werte unserer Gesellschaft ist mit der Wahrung der Freiheitsrechte verbunden. Dies reicht von der Freiheit über die Art und Weise des eigenen Lebens zu entscheiden bis zur Meinungs- und Pressefreiheit. Es ist Aufgabe des Staates, diese Freiheitsrechte zu achten und dort wo individuelle Ansprüche kollidieren, einzugreifen. Der Staat und seine Institutionen sollten möglichst wenig in gesellschaftliche und individuelle Freiheitsrechte eingreifen.

Ich möchte aber auch in einer Gesellschaft leben, in der jedem Einzelnen Chancen eröffnet werden. Jeder sollte in der Lage sein, sein eigenes Leben zu organisieren, zu finanzieren und sich zu entwickeln. Dazu ist in erster Linie, die Aktivität jedes Einzelnen gefragt. Es geht also nicht um eine Angleichung wirtschaftlicher Verhältnisse sondern darum jedem Einzelnen die Möglichkeit zu geben, sich durch eigene Anstrengungen weiterzuentwickeln.
Entwickeln sich jedoch gesellschaftliche Zustände der Abgrenzung sozialer Klassen, in denen sich die Chancen der individuellen Entwicklungen verengen, droht die Verarmung der Gesellschaft im Ganzen. Dies ist der Fall wenn der soziale Rucksack eines Kindes oder eines durch gesundheitliche und wirtschaftliche Lebensunglücke Gezeichneten so groß ist , dass keine Möglichkeiten zum wirtschaftlichen und sozialen Aufstieg mehr gegeben sind. Wenn Menschen dadurch, dass sie in eine sozial schwache und bildungsarme Familie hineingeboren werden, durch einen gesundheitlichen Schickalsschlag oder durch den Verlust des Arbeitsplatzes, keine Chancen auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Teilhabe und Aufstieg haben, ist dies für eine Gesellschaft kein hinnehmbarer Zustand.

Aus meiner Sicht ist nur der Staat, nicht die Privatwirtschaft und auch nicht die Zivilgesellschaft in der Lage, in gerechtem Maße Chancengleichheit zu organisieren. Dazu brauchen wir einen starken und leistungsfähigen Staat. Dies umfasst auch die Auseinandersetzung über eine möglichst effiziente Verwendung von Mitteln, z.B. durch Bürokratieabbau, Überprüfung von Subventionszahlungen, Kontrolle des Einflusses von Lobbyisten, Neugestaltung des Förderalismus wie beispielweise im Bildungsbereich oder eine Neuordnung des Gesundheitssystems. Über die Verwendung der Mittel muss gestritten werden. Folgende Bereiche sollten aber weiterhin zu starken Aktionsfeldern des Staates gehören und ausgebaut werden: Bildung, Sozialwesen (Absicherung vor Verarmung, Integration, Jugendarbeit, Rentensicherung), Familienförderung, Gesundheitswesen, Infrastrukturentwicklung, Umweltschutz und Kulturförderung.

Diejenigen, die einen weiteren staatlichen Rückzug fordern, dies mit der Wahrung von individuellen Freiheitsrechten begründen und darauf verweisen, dass jeder für sich am besten weiß, was gut für ihn sei, sollte sich darauf besinnen, dass es in vielen Fällen der Staat war, der ihm diese Chancen zum gesellschaftlichen Aufstieg gegeben hat – durch Zugang zu Bildung, allgemeine Gesundheitsversorgung, soziale Absicherung, Sicherung von Eigentumsrechten usw. Das alleinige Vertrauen auf staatlichen Rückzug, wirtschaftliches Wachstum und die Hoffnung auf einem damit einhergehenden Wohlstandswachstum aller Bevölkerungsteile hat sich in den letzten 20 Jahren als Illusion erwiesen.
Unsere Gesellschaft, die vergleichweise reich an materiellem Wohlstand, Produktivität und Ideen ist und in der wir einen starken Zuwachs an Wirtschaftsleistung zu verzeichnen haben, darf sich eine Abkopplung großer Bevölkerungsteile und einen weiteren Rückgang des Mittelstandes nicht leisten.

Huschmand Sabet belegt diese Entwicklung in seinem Buch „Globale Maßlosigkeit: Der (un)aufhaltsame Zusammenbruch des weltweiten Mittelstandes“ eindrucksvoll. Der größte Skandal, so Sabet besteht darin, dass fast der gesamte Wertezuwachs auf diesem Globus bei den Superreichen als Vermögenszuwachs angekommen ist. Gleichzeitig ist nicht nur global sondern auch in entwickelten Ländern wie Deutschland ein deutlicher Wechsel der Vermögenswerte von den armen Bevölkerungsschichten und vom Mittelstand hin zu wenigen Wohlhabenden zu beobachten. Weite Teile der Gesellschaft, die nicht mehr nur die sozial und bildungsschwachen Bevölkerungsschichten sondern auch den Mittelstand und mittelständische Unternehmen umfassen haben deutliche Vermögensverluste hinzunehmen und drohen zu verarmen.
Die Zahl der Menschen, denen es sozial schlecht geht, hat zugenommen. So hat sich die Zahl derjenigen, die von prekären Arbeitsverhältnissen leben in der letzten 10 Jahren von 5 auf 7,5 Millionen in Deutschland erhöht, 2,5 Millionen Kinder leben auf Sozialhilfeniveau und ca. 900.000 Menschen sind auf Versorgung in Armenküchen angewiesen.
Sie alle zählen zu den Verlierern eines weltweiten Prozesses. Die Verteidigung der Position des Mittelstandes, so Huschmand Sabet, hängt gleichzeitig untrennbar mit der Verbesserung der Situation der Armen zusammen. Der soziale Aufstieg wird schwerer und Ludwig Erhardts „Wohlstand für alle“ erscheint nur noch als Forderung aus längst vergangenen Zeiten.

Dies verlangt eine Politik, die die Leistungsfähigen mit ihrem Einkommen und Vermögen stärker beteiligt, die Steuerhinterziehung rigoros bekämpft, die Arbeit in allen Einkommensklassen lohnenswert macht (und dies nicht nur durch Reduzierung von Sozialstandards) und globale soziale und ökologische Standards etabliert.
Freiheitsrechte und die Wahrung von Chancengleicheit gehören untrennbar zusammen. Dies wäre eine moderne solidarische Politik. Eine Politik die Vertrauen in die Zukunft fördert und Engagement jedes Einzelnen stiftet.

13 Juli 2009

Für einen zivilisierten Wirtschafts- und Wachstumsbegriff

Peter Ulrich ist Wirtschaftsethiker an der Uni St. Gallen und stellte in der Fernsehsendung "3sat Sternstunden der Philosophie" Zusammenhänge zwischen den Begriffen Natur, Kultur, Wirtschaft und Marktwirtschaft her.
Im Nachgang entstanden einige Gedanken.

Wir brauchen eine Wirtschaft, die nicht nach den Prinzipien der Natur (nach dem Recht des Stärksten) handelt, sondern eine Wirtschaft nach Kulturprinzipien, die zivilisatorisch nach Ausgleich sucht. Eine Wirtschaft, die im Sinne der Gesellschaft und nicht im Sinne des Stärksten handelt. Auch in anderen Bereichen (z.B. beim Gewaltmonopol) konnten zumindest in einigen Teilen der Welt ähnliche zivilisatorische Prinzipien etabliert werden.

Erkenntnis und Wachstum jedes einzelnen Menschen kann diese Entwicklung befördern und beginnt bereits bei der Einsicht, dass unser freiheitliches Leben Verantwortung bedeutet, und die freiheitlichen Bürgerrechte mehr sind als das Recht auf Konsum.
Eine wichtige zivilisatorische Aufgabe unserer Zeit besteht wohl darin, zu vermitteln, dass die Weiterentwicklung des Menschen zu unseren elementaren Grundbedürfnissen zählt. Dies kann weit mehr umfassen als das wirtschaftliche Streben nach materiellem Wohlstand und dessen Vermehrung. Die Antwort auf das was Wachstum bedeutet, liegt in jedem von uns und kann genauso vielfältig beantwortet werden: Kunst, Solidarität und soziale Verantwortung, Natur, Handwerk, Wissenschaft etc.

Ist nicht in einer Gesellschaft ein derartiger Wachstumsbegriff möglich? Eine Gesellschaft in der nicht jeder "Unternehmer" sein muss, in der Effizienz nicht das dominierende Prinzip ist. Eine Gesellschaft, die sich durch hohe Produktivitätsgewinne und gestiegene Vermögenswerte auszeichnet, müsste sich doch derart entwickeln können, müsste sich doch derartige Werte, Lebensentwürfe und Freiheiten leisten können.
Was bedeutet es, ein wirtschaftlich eigenständiges Leben zu führen? Könnte eine ausreichend produktive und vermögende Gesellschaft wie die unsrige diese Frage nicht von vornherein für alle beantworten und Menschen die Freiheit zu neuen Entwicklungsanreizen, neuen Werten geben?

29 Juni 2009

Über die Gipfel der Ammergauer Alpen


Donnerstag: Oberammergau, August-Schuster-Haus, Brunnenkopfhäuser
Freitag: Klammspitze, Feigenkopf, Hirschwang-Haus, Kenzenhütte
Samstag: Lindenhof, Oberammergau

24 Juni 2009

Die offenen Adern Lateinamerikas


Eduardo Galeano war mehrere Jahre Chefredakteur von Zeitschriften in Uruguay und Argentinien. In seinem Buch „Die offenen Adern Lateinamerikas – die Geschichte eines Kontinents“ aus dem Jahre 1971 widmet er sich der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Entwicklung des Kontinents und sucht nach den heute noch allgegenwärtigen Wurzeln von Rückständigkeit und sozialer Ungleichheit. Nach Wurzeln die Jahrhunderte zurückreichen in die Zeit in denen aus Entdeckern Eroberer wurden, in die Zeit der spanischen und portugiesischen Kolonialherrschaft, die abgelöst wurde von Nationalstaaten, deren Unabhängigkeit sich in einer umso stärkeren Abhängigkeit erst von europäischen, später von nordamerikanischen Staaten und Unternehmen ausdrückte.

Den europäischen Entdeckern offenbarte sich ein an Leben, Vegetation, fruchtbarem Boden und Bodenschätzen reicher Kontinent. Galeano sieht darin auch eine der großen Ursachen, weshalb sich Lateinamerika beispielsweise im Vergleich zu Nordamerika anders entwickelt hat.
„Die Pilger der Mayflower überquerten nicht das Meer, um legendäre Schätze zu erobern, noch um die Eingeborenenzivilisationen zu vernichten – die im Norden nicht vorhanden waren, sondern um sich mit ihren Familien niederzulassen und in der Neuen Welt das Lebens- und Arbeitssystem, das sie in Europa geübt hatten, wiederaufzubauen. Es waren keine Glücksjäger sondern Pioniere, sie kamen nicht, um zu erobern, sondern um zu besiedeln: sie gründeten Bevölkerungskolonien …
Die Siedler Neuenglands, die den ursprünglichen Kern der nordamerikanischen Zivilisation darstellten, haben niemals als Kolonialvertreter des in Entstehung begriffenen europäischen Kapitalismus gehandelt; von Anfang an dienten sie ihrer eigenen Entwicklung und der Entwicklung ihres neuen Landes.“
Lateinamerika wurde aufgrund seines Reichtums von einem anderen Geist ergriffen. Ressourcen und Arbeitskräfte wurden systematisch erst durch Kolonialmächte, später durch europäische und nordamerikanische Unternehmen und Staaten sowie durch die eigenen Eliten ausgebeutet.
Die Ausbeutung hatte viele Facetten und Schauplätze. Sie reicht von den Gold- und Silbervorkommen im 16. bis 18. Jahrhundert über die Ausbeutung des fruchtbaren Bodens durch Zuckerrohr-, Kautschuk-, Kakao-, Baumwoll- und Kaffeeanbau bis zur Ausbeutung der Kupfer-, Zinn-, Eisen- und Erdölvorkommen. Bei den Arbeiten kamen billigere Arbeitskräfte, wie z.B. indianische Ureinwohner oder Sklaven zum Einsatz und die fruchtbaren und reichen Böden wurden im Sinne des Auslands genutzt, obwohl die Flächen besser zur Verminderung des Hungers benötigt worden wären.

Im Vergleich zu Nordamerika ist es in weiten Teilen nicht gelungen, Rechte der Landbevölkerung zu etablieren. Daher dominierten Hunger und Unternährung über Jahrhunderte. Fruchtbarer Boden wurde in der Tradition kolonialer Landverwalter von landwirtschaftlichen Großunternehmen bewirtschaftet, die einigen Weniger gehörten. Dort wurden Produkte wie Zuckerrohr, Baumwolle und Kaffee angebaut, die der Weltmarkt nachfragte und durch europäische und nordamerikanische Preisgestaltungsmacht viel zu billig ausgeführt werden konnten. Produkte, die den Hunger der Bevölkerung lindern hätten können, wurden nur in sehr geringem Maße produziert, da dies wirtschaftlich noch uninteressanter gewesen wäre.
Galeano sieht einen entscheidenden Grund für diese externe Ausbeutung vor allem auch darin, dass sich erst sehr spät einen Bourgeoisie herausgebildet hat, die sich nach ihrer zögerlichen Entstehung ohne Interesse an der Entwicklung des eigenen Landes und Kontinents zum Handlanger der Kolonisten, später europäischen und nordamerikanischen Unternehmen und Staaten gemacht hat.
Über Jahrhunderte hatte es Lateinamerika schwer, einen internen Markt zu entwickeln. Infrastrukturen wurden nur mit dem Ziel errichtet, um Bodenschätze, landwirtschaftliche Erzeugnisse und sonstige Produkte möglichst schnell nach Übersee abzutransportieren. Lateinamerikanische Produktionszentren standen kaum miteinander in Verbindung. Dazu kommt, dass über viele Jahrhunderte der Aufbau von Handwerkszweigen und Industrien unterdrückt wurde und damit keine höherwertigen Wirtschaftsprozesse etabliert werden konnten, die in Konkurrenz zu europäischen und nordamerikanischen Unternehmen treten konnten. Dazu wurde das gesamte Spektrum politischer, wirtschaftlicher und militärischer Beeinflussung genutzt. Und gelang es einem Land dennoch, so Galeano, neue Handwerkszweige und Industrien zu entwickeln, blieb den europäischen und nordamerikanischen Staaten immer noch die Macht der Preisgestaltung sowie der Schutz ihrer Märkte – entweder durch direkte Zölle oder indirekte Subventionen. Ein Recht, das lateinamerikanischen Staaten nicht gestattet wurde. So waren über Jahrhunderte hinweg die britischen und us-amerikanischen Botschafter mächtigere Personen als die Präsidenten des einzelnen Länder.

Galeano führt zahlreiche Bewegungen an, deren Ziel es war, die Unabhängigkeit ihrer Länder zu stärken, eine Land- und Bodenreform herbeizuführen und die Bauern des Landes in die Lage zu versetzen, Lebensmittel zu produzieren. Später traten die Bewegungen aber auch dafür ein, die Bevölkerung der Länder Lateinamerikas am Reichtum und den Arbeitsleistungen ihres Kontinents stärker teilhaben zu lassen (z.B. durch höherer Steuern, der Etablierung weiterverarbeitender Wirtschaftsleistungen, der Ausbildung inländischer hochqualifizierter Arbeitskräfte, der Einführung von Arbeitsschutzstandards oder der Etablierung von Mindestlöhne, um der Ausbeutung der Arbeitskräfte vorzubeugen und einen internen Markt zu entwickeln).
Viele der Freiheits- und Unabhängigkeitsbestrebungen, ob in Chile (Salvadore Allende), Kolumbien, Uruguay (José Artigas) und Argentinien (Felipe Varela) wurden durch europäische und nordamerikanische Interessen politisch, wirtschaftlich und militärisch unterdrückt. Beispiele für diese Eingriffe finden sich zahlreiche: Argentinien 1852, Paraguay 1865 Krieg des Dreibundes, der durch England finanziert wurde, Uruguay 1933 etc.

Im zweiten Teil des Buches schildert Galeano die aktuellen Formen der kapitalistischen Ausbeutung, die wesentlich subtiler sind als das bloße Ausführen von Ressourcen und landwirtschaftlichen Produkten.
Da sich in den Ländern Lateinamerikas keine leistungsfähige Kreditwirtschaft herausgebildet hat, sind die Staaten abhängig von Auslandsinvestitionen. Damit wächst zwar die Industrieproduktion im Land, jedoch gehört ein Großteil der lateinamerikanischen Wirtschaft damit nicht lateinamerikanischen sondern globalen Unternehmen, die sich die günstigen Arbeitskräfte zu nutze machen. Gewinne und Produktionszuwächse fließen großteils ins Ausland ab und aufgrund eines sehr zurückhaltenden Steuersystems partizipieren die lateinamerikanischen Staaten nur in sehr geringem Maße.
Der Einfluß internationaler Einrichtungen (Weltwährungsfonds, Weltbank etc.) und multinationaler Konzerne auf die Politik der Länder ist groß. Geringe Arbeitslöhne haben dazu geführt, dass sich keine internen Märkte entwickeln konnte. Die Versorgungslage weiter Bevölkerungsteile ist ungebrochen prekär, da Agrarreformen versäumt wurden. Diese landwirtschaftliche Not treibt die Menschen in die Vorhöfe der Mega-Cities, in denen sie sich ein besseres Leben erträumen oder versuchen, von schlecht bezahlten Dienstleistungsjobs zu überleben. Denn die Zeit der wachsenden Arbeitsplätze in der industriellen Produktion sind auch hier vorbei und Rationalisierung hält Einzug.

Galeano belässt es nicht dabei, nach Schuldigen einer dramatischen Entwicklung des Kontinents zu suchen. Er schrieb das Buch im Jahre 1971. Seine Analyse der Ursachen für Rückständigkeit und große soziale Ungleichheit hat jedoch immer noch Relevanz. Die Rückständigkeit in einer Region die so reich an Bodenschätzen, Boden und Kultur ist, die nicht selbstverschuldet ist, sondern dem Fehlen eine souveränen Entwicklung über Jahrhunderte hinweg zuzuschreiben ist. Lateinamerikas Entwicklung in den letzten gut 500 Jahren ist Europa und Nordamerika zu gute gekommen und hat dort Kapitalanhäufungen, wirtschaftliche Dynamik, günstige Preise und reichhaltige Auswahl an Konsumgütern ermöglicht. Lateinamerika jedoch hatte selbst davon am Wenigsten.

05 Juni 2009

Bloc Party im Stadtpark Hamburg

09 Mai 2009

Nesoy, Hardbakke: Sturm, Seegang und Frühlingssonne

24 Januar 2009

Politik ?

Leider ist der Begriff der Politik in letzter Zeit - vermutlich aber wohl in der ganzen Menschheitsgeschichte - in Misskredit gekommen. Dies mag an einigen Exemplaren ihrer Zunft liegen oder tiefere Gründe haben.
Inspiriert vom neuen amerikanischen Präsidenten und ermutigt im Glauben, dass politisches Handeln, die Welt in ihrer Entwicklung positiv beeinflussen kann, stellte sich mir die Frage, was der Begriff Politik überhaupt bedeutet und welche Wurzeln er hat. Wie grenzt er sich zu Begriffen, wie z.B. dem Staat und seinen Instanzen ab und reicht er nicht weit in unser alltägliches Handeln hinein?

Schon bei Wikipedia stieß ich auf eine Fülle von Definitionen.
Im Kern scheint mir der kurze Einstieg sehr treffend:
"Der Begriff Politik wird aus dem griechischen Begriff Polis für Stadt oder Gemeinschaft abgeleitet. Er bezeichnet ganz allgemein ein vorausberechnendes, innerhalb der Gesellschaft auf ein bestimmtes Ziel gerichtetes Verhalten. Hauptsächlich wird mit diesem Begriff die Gestaltung der Ordnung in der Welt bezeichnet."

Dies trifft für viele unserer eigenen Handlungen zu. Sind wir deshalb gleich alle Politiker? Vielleicht von Zeit zu Zeit? Es könnte uns zumindest dazu ermuntern, uns der Auseinandersetzung mit den Problemen der Welt und unseres direkten Umfeldes zu stellen, den gegenseitigen Austausch zu suchen und an die Veränderbarkeit der Welt zu glauben.

Ethik versus Religion ?

Bisher habe ich mich mit dem in Berlin tobenden Streit zwischen Befürwortern des Ethik-Unterrichtes und den Pro-Reli Vertretern noch nicht wirklich beschäftigt.
Obwohl ich mich vor einiger Zeit fast schon einmal von Pro-Reli Vertretern zu einer Unterschrift überreden ließ. Begriffe wie Religions- und Wahlfreiheit klingen erstmal gut und richtig.

Juli Frank bezieht Stellung und hält ein recht überzeugendes Plädoyer für den Ethik-Unterricht. Ich finde Vieles sehr einleuchtend und nachvollziehbar. Vor allem wohl auch, da ich der Meinung bin, dass es staatliche Aufgabe ist, Räume des Austausches widersprechender Ansichten, Meinungen und Glaubensrichtungen zu schaffen. Die Förderung von Toleranz, das Aufräumen mit Vorurteilen oder die Erkenntnis und Annahme gemeinsamer rechtstaatlicher Werte und Menschenrechte, zu der sich der Ethik-Unterricht wohl besser eignet, scheint mir wichtiger als der trennende Unterricht der einzelnen Religionsgemeinschaften.

Gleichzeitig habe ich tiefen Respekt vor jeder einzelnen Religion und bin der Überzeugung, dass unsere Welt Antworten auf tiefere Fragen nach unserer Herkunft, nach Gott und unseren Werten braucht. Dazu können die einzelnen Religionen Angebote machen und spielen eine wichtige Rolle. Nicht im Sinne eines bloßen Nachbetens sondern in der intensiven Auseinandersetzungen und persönlichen Vertiefung.
Ich würde mir wünschen, dass die Vertreter der Pro Reli-Seite erkennen würden, dass dies am ehesten in der lebendigen Diskussion mit Nicht-Gläubigen oder Anhängern anderer Religionsgruppen möglich ist und mehr Kraft entwickeln kann. Dies nicht in der Abgrenzung sondern in der Erkenntnis, dass alle Religionen ähnliche Prinzipien einen, zum Beispiel alle uns einen tieferen Sinn geben wollen und uns in der Welt verankern.

In einer Welt - vor allem aber in Berlin, in der sich unterschiedliche Wertvorstellungen, Kulturen, Religion überlagen und manchmal nur durch dünne Hauswände getrennt sind, scheint mir wichtig, dass auch der Staat Räume des Austausches schafft, um Einsichten, Gemeinsamkeiten und Toleranz gegenüber dem Anderen zu fördern. Dies ist in separaten Klassenzimmern für jede einzelne Religionsgruppe, so wie es die Pro-Reli-Vertreter fordern, nicht so gut möglich wie in einem gemeinsamen Unterricht.

Der unvoreingenommene Überblick über die Weltreligionen, die Bedeutung von Religion für unsere Geschichte, Kultur kann gut im Rahmen des Ethik-Unterrichtes stattfinden. Gemeinsam und für alle, ganz im Sinne unserer europäischen Wurzeln der Aufklärung.
Dann würde sich der Staat auf die Förderung gegenseitigen Verständnisses konzentrieren, und die Religionsausübung den Kirchen selbst überlassen.
Eine vermittelnde Lösung, die allen Seiten Rechnung tragen und dazu einem größeren gesamtgesellschaftlichen dienen würde.

Ein sensibles Thema, das in den Diskussion häufig durch überschäumende Steitereien und Intoleranz geprägt ist.
Zwei sehr erhellende Beiträge, die klare Position beziehen, finden sich in der Zeit (Pro Reli / Pro Ethik).

22 Januar 2009

Wieder einmal: Naher Osten!

Der scheinbar niemals enden wollender Konflikt ist wieder militärisch aufgeflammt. Jeder Schuss und jede Rakete helfen, den Konflikt zu verlängern und nicht zu beenden. Jede Partei beschuldigt die andere, aber von Anerkennung des Leides und der Not der anderen Seite keine Spur. Dabei sind es Zivilisten, ganz normale Familien, die auf beiden Seiten in täglicher Angst leben und um ihr Leben fürchten.
Manchmal muss man akzeptieren, dass zwei Konfliktparteien allein nicht in der Lage sind, zu einer Lösung zu finden. Das gilt vor allem dann, wenn jegliches Mitgefühl füreinander - nicht nur bei Militärs und Politikern sondern in den zivilsten Kreisen einer Gesellschaft abhanden gekommen ist.

Seit Jahrzehnten sucht die Welt für eine Region nach einer Roadmap für den Frieden und ab und zu schien man, einer Lösung recht nah zu sein. Vielleicht sind es wirklich nicht die großen Plänen sondern die kleinen Schritte, die diese Region braucht. Für Gaza scheint mir wichtig:

1. Befriedung und Sicherung der Waffenruhe
2. Überwachung des Friedens durch Dritte
3. internationale Sicherung der Grenzen (schrittweise Öffnung der Grenzen unter Kontrolle)
4. Aufhebung der Wirtschaftssanktionen
5. bei Verstößen Sanktionen durch Dritte und klare Benennung des Verursachers (sowohl bei Raketenbeschüssen der Palästinenser als auch militärischen Interventionen und wirtschaftlicher Blockade der Israelis)
6. gegenseitige staatliche und territoriale Anerkennung aller ! beteiligter Parteien
7. Förderung des Wiederaufbaus
8. Förderung gemeinsamer Kulturprojekte
9. Naher Osten als waffenbefreite Zone

Viele Punkte und ein scheinbar aussichtlos langer Weg.
Ich bin der Überzeugung, dass den arabischen Staaten bei der Vermittlung eine wichtige Rolle zukommt und die Anerkennung Israels von großer Bedeutung ist.
Gleichzeitig wird es ohne Einbindung der politischen Kräfte Palästinas (auch der Hamas) keinen dauerhaften Frieden geben. Alle Initiativen unter Ausgrenzung der Hamas scheinen mir fraglich.
In der Berliner Zeitung vom 17. / 18.1.09 beschreibt Martina Döring (Kein Wiederaufbau für den nächsten Krieg), dass ein dauerhafter Frieden nur mit der Hamas möglich ist.
Neben ihr gibt es zur Zeit keine politische Kraft, die in der Lage wäre, sich um Strom, Abwasser
und die Lebensmittelversorgung zu kümmern. Nur sie ist ggw. in der Lage die Einhaltung eines Waffenstillstandes durchzusetzen. Sie allein kann ggw. verhindern, dass die totale Anarchie ausbricht, so Martina Döring.

Sie plädiert dafür, dass vor Beginn des Wiederaufbaus in Gaza und vor der wirtschaftlichen Sanierung praktische und grundlegende Probleme gelöst werden müssen. Dies beginnt damit, dass der Boykott der internationalen Gemeinschaft gegenüber der Hamas aufgehoben werden muss und sie als Partner für den Wiederaufbau akzeptiert werden muss. Immerhin ist sie eine demokratisch gewählte Vertretung. Darüber hinaus ist eine völlig andere Nahostpolitik und sie fordert eine Politik der kleinen Schritte, ähnlich wie bereits oben dargestellt: Waffenstillstand, Überwachung durch Dritte, klare Bennungen und Ahndung von Verstößen, Aufhebung der Wirtschaftssanktionen.

Hoffen wir, dass sich die politischen Machhaber für den Dialog entscheiden und mit der internationalen Gemeinschaft zu einer dauerhaften Lösung kommen.
Sicher kann dabei Mitgefühl für das Leid der anderen Seite und zukünftiger Generationen nicht schaden.

01 Dezember 2008

Inseln der Zukunft


Wolfgang Müller stellt in seinem Buch „Inseln der Zukunft“ den Menschen in den Mittelpunkt seiner sozialen und psychologischen Betrachtungen einer globalisierten, wirtschaftsdominierten und individualisierten Welt. Er schildert, wie wenig der heutige moderne Mensch seine tiefen Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung nutzt. Ob in Kindheit, Jugend (Schule) oder Erwachsenenzeit (Erwerbsarbeit, Medienwelt etc.) geht es oft ausschließlich darum, sich äußerlich zu entwickeln, im Sinne des Systems fast maschinenartig zu funktionieren. Er beschäftigt sich mit der Frage, wie es gelingen kann, dass jeder von uns innerlich stärker und souveräner wird, wie man den äußeren Kräften standhalten kann, wie wir ihnen etwas Tieferes und Kraftvolleres entgegensetzen können.
Es geht um ein Entwicklungsmodell des Menschen, in dem jeder von uns (1) seine innere Anlagen umfassender beleuchtet und (2) sich auf den Weg der inneren Reifung und Verwandlung begibt.
Anders ausgedrückt geht es um die Förderung einer tieferen, freieren und umfassenderen menschlichen Entwicklung, die sich in den Begriffen EIGENSTÄNDIGKEIT und HINGABEFÄHIGKEIT widerspiegelt.

Der Mensch empfängt das Entscheidende aus seinen eigenen Tiefen – denn es sind die Tiefen der Welt. Daher betont Müller in seinem Buch sowohl das Individuelle und die Selbstförderung und beharrt gleichzeitig darauf, dass sich das Individuelle jenseits seiner selbst erfüllt. In einer größeren Wirklichkeit verliert sich der Einzelne in gewissem Sinn und findet sich erst dort in einem wahrhaft tieferen Sinn wieder.
Diesen tieferen Sinn, die Sehnsucht nach größeren Zusammenhängen gibt uns das gegenwärtige äußere System nicht. Es versucht uns zu beschleunigen, mit immer neuen Eindrücken zu überfrachten und in einem materiellen Konsumrausch zu betäuben. Aber erst in uns selbst finden wir einen tieferen Sinn unseres Lebens. Er führt uns dann wieder hinaus in die Welt – dann jedoch offener und freier.
Müller zeigt Entwicklungswege auf, die im Großen und Ganzen aus 3 Schritten bestehen:
  • Sich befreien (die äußeren Abhängigkeiten erkennen)
  • Sich finden (Gefühle, Gedanken, Prägungen, Anlagen, Schwächen etc.)
  • Sich überschreiten und nach außen treten.

Im dritten Kapitel zeigt er Ansätze der Veränderungen auf und bezieht sich dabei auf (1) Maßnahmen jedes Einzelnen, (2) wie man diese im Alltag umsetzen kann, (3) welche Rolle Gemeinschaft und (4) Politik spielen können.
Auch Müllers Buch ist ausgesprochen lesenswert. Schön, dass es sich neben der genauen Betrachtung psychologischer und sozialer Missstände nicht um ein weiteres Buch mit Glücksformeln handelt sondern nur es sich als Orientierung für die eigene innere Arbeit versteht.
Die Überlegungen sind vor allem mit Blick auf den Begriff der Individualisierung und deren Wahrhaftigkeitsgehalt sehr lohnenswert.

20 November 2008

Welt mit Zukunft


Franz Josef Radermacher schildert in seinem Buch „Welt mit Zukunft“ in anschaulicher und deutlicher Weise den Zustand der Welt.
Eine marktradikale Wirtschaft durchzieht die globalisierte Welt und hinterlässt ökologische und soziale Missstände in ungeahntem Ausmaß. Dies betrifft nicht nur die Entwicklungsländer sondern schlägt mehr und mehr auch auf die industrialisierten Ländern wie die USA oder in Europa durch. Es ist eine Welt voller Wachstum aber mit einer immer größeren Ballung des Reichtums bei einigen Wenigen. Wenn dieses Wachstum in diesem Maße so anhält (Bevölkerungswachstum, das industrielle Aufholen von Ländern wie China und Indien, Ressourcenverbrauch etc.) steht uns ein Kollaps bevor.
Radermacher führt die Entwicklungen darauf zurück, dass die Prinzipien des ökologischen und sozialen Ausgleiches, die wir zum Beispiel in Europa auf nationaler Ebene kultiviert haben, global nicht vorhanden sind. Wir brauchen im Globalen neue Spielregeln des Ausgleichs. In diesem Rahmen kann der Wettbewerb als Suchmechanismus der besten und effizientesten Lösung agieren. Er weist in seinem Buch darauf hin, dass die Marktwirtschaft zwar nach Effizienz strebt, aber die Effektivität, d.h. die Verfolgung von wünschenswerten Zielen muss durch die Politik global vorgegeben werden.
Radermacher entwirft 3 Entwicklungsszenarien für die Welt:
  1. Kollaps („weiter so“, ökologische Zerstörung, Verbrauch natürlicher Ressourcen)
  2. Ressourcendiktatur / Brasilianisierung (Verschärfung sozialer Probleme global, sowie innerhalb der einzelnen Nationen, der Zugang zu wichtigen Ressourcen steht nur den Wohlhabenden offen, soziale Schere geht auseinander)
  3. Ökosoziale Marktwirtschaft (ökologische und soziale global geltende Standards in denen die Marktwirtschaft agiert, Prinzip der Zurückhaltung, Szenario mit größtem Wirtschaftswachstum in Investitionen in neue Branchen und Innovation gefördert wird, Kofinanzierung gegen Einhaltung von Standards)

Als erste Schritte zur Umsetzung der ökosozialen Marktwirtschaft empfiehlt er die Verfolgung eines „Globalen Marshallplans“, der im Wesentlichen aus folgenden Punkten besteht:

  1. keine neuen strategischen Ziele sondern Orientierung an den Milleniumszielen der UNO
  2. 100 Mrd. Dollar pro Jahr zur Umsetzung dieser Ziele
  3. faire Herkunft der Mittel (u.a. Abgabe auf globale Transaktionen, Abgabe auf globalen Handel: Prinzip Fair-Trade, Kerosinsteuer, Besteuerung top-gerankter börsennotierten Unternehmen etc.)
  4. Neu-Design globaler Instanzen und Regelwerke (Abstimmung von Zielen und Maßnahmen)
  5. Förderung selbstbestimmter Verwendung der Mittel in den Entwicklungsländern (Kofinanzierung gegen Standards, Mikrokredite etc.)

Es gibt, so Radermacher, starke Kräfte die einen Wandel zur ökosozialen Marktwirtschaft verhindern wollen, die mehr davon haben, wenn alles so weiterläuft, da sie kurzfristig damit mehr verdienen. Sie tun alles dafür, das Bild in der Öffentlichkeit zu beeinflussen und gegenüber freiem Handel, Privatisierung und der Sicherung des Zugangs zu Ressourcen – selbst durch Militäreinsatz, positiv darzustellen. Gleichzeitig wird versucht, den Einfluss der Politik, die Steuerung durch Regeln oder den Ausbau der Entwicklungshilfe in ein negatives Licht zu rücken.

Ein Blick in Radermachers Buch „Welt mit Zukunft“ lohnt in jedem Fall. Auch wenn einige Fragen offen bleiben, ist es eine fundiert recherchierte und kurzweilig bis packende Darstellung des Weltzustandes mit Zeichen für Auswege und Möglichkeiten des Umsteuerns.
Sehr empfehlenswert in diesem Zusammenhang ist auch ein Blick auf die Aktivitäten der Global-Marshall-Plan Bewegung. (Global Marshall Plan Initiative)

15 April 2008

nahrungsmittelkrise erfordert mutige entscheidungen

Der aktuelle Bericht des Weltlandwirtschaftsrates (IAASTD) hat es deutlich gemacht. Die gegenwärtig noch einmal verschärfte Nahrungsmittelkrise rückt ein altes Problem für kurze Zeit in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses auch unserer Breitengrade.
Allen Verlautbarungen, den weltweiten Hunger ein für allemal vom Angesicht der Erde zu verbannen zu wollen, ist man in den letzten Jahren nicht näher gekommen. Die Situation hat sich eher noch verschärft. Dafür sind natürlich nicht nur Klimawandel und eine veränderte Energiepolitik verantwortlich.

Von zentraler Bedeutung sind weitere Handelsliberalisierungen bei denen kleine Produzenten, vor allem aber die Entwicklungsländer die Verlierer sind und monopolartige Zuständen beim Zugang zu Saatgut und Düngemitteln.

Daher scheint die Forderung des Weltlandwirtschaftsrates ganz richtig, auf die Abkehr von der Massenproduktion, auf den Einsatz natürlicher Düngemittel und traditionellen Saatguts sowie auf kürzere Wege zwischen Produzenten und Verbrauchern zu setzen. Die Produzenten in den Entwicklungsländern müssen endlich in die Lage versetzt werden, zu wirtschaftlichen fairen Bedingungen zu produzieren. Die erfordert nicht nur einer weltweiten Lebensmittelpolitik sondern auch deutlicher Zugeständisse unserer Landwirtschaft, Biotechnologie-Branche und der lokalen Politik.
Wer glaubt, ein "Weiter so" ist möglich, wirtschaftliche Interessen über Gewissen und Moral zu stellen und sich seiner Verantwortung für die Weltgemeinschaft zu entziehen, läuft Gefahr sich schnell eines Besseren belehren lassen müssen. Das wäre dann allerdings das geringste Übel von allen.

10 Februar 2008

als der wind den sand beruehrte


der film "als der wind den sand beruehrte" stellt in sehr eindrucksvoller weise die durch desertifikation ausgelösten probleme afrikas dar.

desertifikation, die in teilen menschenbedingte verwüstung ursprünglich fruchtbarer regionen führt zu wassermangel, vertreibung, flucht, gewalt und ausbeutung. nicht zuletzt dem bruch mit der traditionellen kultur und lebensweise.
es fällt schwer dem unerbittlichen wunsch nach überleben der familie zu folgen, die so vielen entbehrungen und verlusten auf ihrer suche ausgesetzt ist. aber genau dieser überlebenskampf ist es, der aufrüttelt und ansteckt - vor allem im wissen, dass diese familie nicht die einzige ist, sondern das schicksal von millionen auf der ganzen welt teilt.

mehr zum film.

zwischen mühlenfließ und müggelsee

wer lust auf eine kleine naturnahe wanderung hat sollte mal folgendes ausprobieren.
mit der s-bahn kommt man leicht nach rahnsdorf.
von dort aus gibt es einen schönen weg entlang an mühlenfließ und einem kleinen stausee (nicht der seestrasse folgen, ist eine sackgasse) und landet an einer auch abendlich sehr schönen ecke des müggelsees.
von dort aus gibt es einen weg durch wald und forst entlang des müggelsees, der nur ab und zu von uferbebauung unterbrochen wird.

er bringt einen auch zu später stunde noch sicher an die ersten ausläufer friedrichshagens.
eine schöne beschreibung gibt es auch hier.

01 Februar 2008

efterklang im maria

im rahmen der diesjährigen transmediale in berlin trat efterklang im maria im ostbahnhof auf. die band zeichnet sich durch eine ungewöhnliche, aber interessante kombination elektronischer, folk und pop-elemente aus. die große kapelle gerät dabei durch den mächtigen einsatz von blasinstrumenten ab und zu fast ins orchestrale. sehr hörenswert. dem transmediale publikum aus der ganzen welt gefiel es und das maria war die richtige location dafür.



mehr zu efterklang.